Raus aus der Stadt – rein in’s Abenteuer! Das ist voll unser Motto. Ganz spontan raus in die Natur, ohne viel Klimmbimm. Seit wir zu dritt sind, trifft es für uns leider aber immer öfter: Raus aus der Stadt – rein in’s Auto! Und das macht mir ganz schön zu schaffen…
Es gab Zeiten, da blockierte unser kleines Auto wochenlang ein und denselben Parkplatz am Straßenrand und wurde nur für Familienbesuche bewegt. Schließlich hielt uns nur noch das Saubermachen davon ab, es endlich zu verkaufen – stolze Carsharing-Mitglieder waren wir schon!
Doch bevor wir die Zeit (und Lust) hatten, das Auto zu putzen wurden wir Eltern. Klammheimlich passiert es jetzt immer öfter, dass wir nicht wie sonst zu Fuß oder mit dem Rad an den Waldrand fuhren, sondern mit dem Auto. Ich schämte mich richtig dafür! Hatte ich doch sonst immer empört die „Pseudo-Naturliebhaber“ beäugt, deren Naturausflug zur Hälfte aus Autofahren bestand. Was war da los? Brauchten wir jetzt wo wir eine Familie waren, wirklich ein Auto um in die Natur zu kommen?
Früher war klar: wir gehen los, bleiben nach Lust und Laune im Wald und kommen irgendwann wieder zurück. Mit dem Kleinen war das anders: da kam es schon vor, dass ich auf dem Weg in die Natur die meiste Zeit neben Hauptverkehrsstraßen verbrachte. Langsam wippend, damit er wieder in den Schlaf fand. Oder an einer Bushaltestelle stillte, weil er völlig unplanmäßig Milcheslust bekam und mir nichts anderes übrig blieb, als den Wald nur aus der Ferne anzuschmachten.
Gedanklich plante ich schon unsere wildesten Radreise-Abenteuer zu dritt.
Keiner von uns fährt gerne Auto, Paddy nicht, ich nicht und auch der Kleine gehört nicht zu den Babys, die sich vom Motor in den Schlaf brummen lassen. Ein Auto hat aber den Vorteil, dass es die meist nicht ganz so schöne Strecke durch die Stadt verkürzt. Denn auch wenn das Baby dann im Wald schreit: in der Natur wiegt, wippt und stillt es sich einfach schöner. „Kein Problem“, dachten wir uns, „zum Glück gibt’s ja noch Alternativen, wie Fahrradfahren!“ Ganz begeistert bestellten wir uns also einen Anhänger mit Babyhängematte. Gedanklich plante ich schon unsere wildesten Radreise-Abenteuer zu dritt, bis wir den Kleinen dann freudestrahlend in seine Hängematte schnallten, eine kleine erste Runde drehten und … er nach 5 Minuten anfing bitterlich zu weinen. Mit einem lauten „Puff!“ zerplatzte meine wilde-Radreise-Blase für’s Erste. Also bleibt doch das nur Auto?
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Das will und kann ich einfach nicht glauben! So gerne möchte ich als Mama Vorbild sein und zeigen, dass ein Leben ohne Auto gerade für Großstadtfamilien eine super Sache ist. Dass wir trotzdem weiterhin spontan in die Natur kommen.
Ich erinnere mich daran, wie selbstverständlich sich Fahrrad-, Bahn- und Busfahren in Zeiten angefühlt haben, in denen ich kein Auto hatte.
Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass es eine Frage der Gewohnheit ist. Wenn ein Auto vor der Tür steht ist der Griff zum Autoschlüssel einfach so naheliegend. Andersherum erinnere ich mich daran, wie selbstverständlich sich Fahrrad-, Bahn- und Busfahren in Zeiten angefühlt haben, in denen ich kein Auto hatte.
Genau da möchte ich auch mit meiner kleinen Familie wieder hin. Deswegen steht jetzt ganz oben auf der To-Do-Liste: dem Fahrradanhänger eine zweite Chance geben und das Auto endlich mal schrubben und verkaufen! Wenn’s dann doch mal sein muss, hab ich ja immer noch meine Carsharing-Mitgliedschaft.
In diesem Sinne – viel Spaß beim Ausbüxen!
Jana
Wie ist deine Beziehung zum Autofahren? Erzähl’s uns in den Kommentaren.
Unsere waren am Anfang auch nicht sofort begeistert. Mittlerweile fahren wir sowohl mit dem Auto, aber auch mit dem Rad und Anhänger ohne Probleme. Bei sehr langen Strecken mit dem Auto alle 1-2 Stunden eine angenehme Pause. Wir fahren oft mit dem Auto zur Oma, das sind 2h (Zug wären 5h), die ersten Male waren schwierig, nun ist es eine gute Gelegenheit für tolle (+anstrengende) Unterhaltungen.
Im Fahrrad-Anhänger ist es natürlich ungleich schwerer, weil man nicht direkt dabei ist und nur das Schreien hört, ohne die Chance zu trösten, – also muss man anhalten. Vielleicht zunächst bekannte+kurze Strecken fahren zu Orten (Schwimmbad, Spielplatz, Oma, o.ä.) die er gerne mag und vorher von dem Ziel erzählen, selbst wenn er noch nichts versteht.
Wichtig ist immer positiv vermitteln, was ihr sicher schon macht, dann wird das schon werden, – er ist noch klein.
„Wie ist deine Beziehung zum Autofahren?“
Ich denke ein Auto ist sehr nützlich, macht vieles einfacher, wenn man nicht zentral wohnt… wir haben aktuell zwei, wobei ich meins auch abschaffen und auf Carsharing umsteigen werde, sobald hier verfügbar, weil ich meins sowieso zu selten brauche.
Hi Benjamin,
danke für deinen Kommentar! 🙂 Wie alt waren deine Kinder denn, als ihr angefangen habt, mit dem Fahrradanhänger zu fahren? Wir wollen heute wieder in den Wald und werden’s nochmal mit Anhänger versuchen. Liebe Grüße und welcome in the Carsharing-Club 😉 Jana
Oh das weiß ich gar nicht mehr, der erste ist im Mai geboren also vermutlich nach einem Jahr, die zweite im November, also vermutlich nach 4-5 Monaten.
Was ich sehr empfehlen kann zum vertrauensaufbau und zur Bindung ist das babyschwimmen im Stadtbad samstags und sonntags morgens unten im Lehrschwimmbecken, kaum Chlor und mit familienkarte sehr günstig. Das haben wir jeweils ab der 6. Woche gerne gemacht.
Obwohl ich mir einbilde beide recht gleich zu behandeln sind alle Kinder sehr unterschiedlich. => Sensibel auf die eigene Intuition hören, ob es ein Panik Verhalten ist oder eher als laute Äußerung zur neuen Situation zu verstehen ist.
Sich sicher, geborgen und verstanden/ernstgenommen zu fühlen ist glaube ich das größte Bedürfniss.
Deshalb möglichst viel mit dem kleinen reden, so dass er Schlagwörter lernt auf die er sich verlassen kann, wenn er sie wiedererkennt.
Danke, Benjamin 🙂
Nanu. Also, meine vier Kinder sind zwischen 5 und 18 Jahren alt.
Alle haben das Radfahren in jungen Jahren gemocht, die älteren
im Anhänger, die Jüngeren vorne auf dem Transportrad, mit bester
Aussicht. Auch richtige lange Touren, 10 Tage jeden Tag stundenlang im Hänger, waren selbst im Baby-Alter komplett umproblematisch.
Inzwischen fährt nur noch die Jüngste mit, die anderen
Mädchen können es selber. Vielleicht ist das Geheimnis, dass ich
das Auto schon lange vor der Geburt der Kinder abschaffte.
Beziehung zum Auto: dank Autofreiheit bin ich nicht nur topfit, sondern
habe so viel gespart, dass ich inzwischen von einem Arbeitgeber unabhängig
bin. Die Autofreiheit hat also auch zu finanzieller Freiheit geführt.
Dass das Auto vor der Tür alle Moral zerstört, ist die übliche Erfahrung.
Ist in der Literatur auch der gängige „Topos“. Das Gegenmittel braucht nur
Umgewöhnung und Denkarbeit vor einer Reise. Die Kenntnisse sind bei euch ja schon vorhanden.
Neulich waren wir mit etlichen Freunden zelten. Wir waren die einzigen ohne
Auto. Der Preis: jeweils 1.5 Stunden durch das wunderschöne Lautertal zur Bushaltestelle wandern, dann 1.5 Stunden aus dem Busfenster die schöne Landschaft betrachten. Zweimal wg. dem Anschluss bangen, der in beide Richtungen dann aber doch geklappt hat. Ersparnis durch diese „Unbill“: 105 Euro gegenüber dem kleinsten PKW.
Lieber Ingo,
danke für die Einblicke in dein autofreies Leben und toll, dass du du es so positiv empfindest! Das was du beschreibst sind auch unsere Erfahrungen: Zug- oder Busfahren „kostet“ evtl. mehr Zeit aber entlohnt auch ungemein mit Entspannung und toller Landschaft. Du schreibst, dass das Leben ohne Auto sich für dich auch finanziell lohnt. Heißt das, du bist hauptsächlich mit dem Rad unterwegs? Wie häufig nutzt du Bus, Bahn oder Carsharing/Mietwagen? Das würde mich sehr interessieren 🙂
Liebe Grüße, Jana