Kaputt! - Übers Insektentöten und Pflanzenrupfen bei (Klein)Kindern

 

„Alle kleinen Tiere sollen sterben! Nur wir Menschen sollen überleben!“ So oder so ähnlich platzten die Worte vor Kurzem aus meinem 4-jährigen Kind heraus, während es voller Eifer drei Ameisen mit einem Stock und seinem Schuh bearbeitete. An den genauen Wortlaut erinnere ich mich gar nicht mehr, viel zu geschockt war ich von der Aussage und der Inbrunst, mit der mein Kind sie aussprach. Wie sollte ich darauf reagieren?

Situationen wie diese gab es öfters. Mal mehr, mal weniger drastisch. Mal begleitet von aggressiven Gefühlen, mal von liebevoll-fürsorglichen. Wenn er beispielsweise Ameisen unter „Hauruck!“-Rufen beim Schleppen anfeuerte oder Regenwürmer vorm Austrocknen bewahrte. Manche Tiere kamen aber trotz oder gerade wegen seiner Fürsorge nicht ganz so gut davon: Der Mistkäfer zum Beispiel, der als auserkorener Freund geschlagene 30 Minuten lang von hier nach da gesetzt wurde, zwischen den kleinen Kinderfingern strampelnd aus Versehen runterfiel und dann an einem Bein gut gemeint in der Hosentasche verwahrt wurde.

Und dabei immer die Frage: Lassen oder einschreiten?

Manche Eltern oder auch KiTas stellen dazu klare Regeln auf: „Insekten in Ruhe lassen!“ oder „Keine Pflanzen abreißen!“. In Anbetracht des massiven Artensterbens und der immensen Belastung von Ökosystemen durch uns Menschen scheinen die auch mehr als angebracht zu sein. Ich meine hallooo, Insektensterben ist voll im Gange und mein Kind trampelt sie kaputt?! Geht ja wohl gar nicht!

Doch dann haben wir ein anderes Problem.

Es stimmt, solche Regeln verhindern, dass Ameisen grundlos ihr Leben lassen und dass Pflanzen (zumindest von Kindern) ungestört wachsen können. Doch wie oft zupfen Kinder an Pflanzen, wie oft greifen sie nach einem Käfer oder einem Wurm aus reiner Neugier? Aus Begeisterung und Forscherdrang? Mit jedem Käfer zwischen ihren Fingern, jedem Blatt in ihren Händen, erfahren sie die Natur und bauen VerBINDUNG auf.

Kinder brauchen den Kontakt zur Natur. Mit Haut und Haaren. Und ja, auf diesem Weg gehen womöglich auch ein paar Insekten und Pflanzen über die Wupper. Das ist so und das muss okay sein.
Es ist erwiesen, dass immer mehr Kinder in Deutschland unter „Naturentfremdung“ leiden und ein distanziertes Verhältnis zu ihr entwickeln, nach dem Motto: Ich darf die Natur nur betrachten, wie im Museum, aber bloooß nichts anfassen. Und es ist auch erwiesen, dass besonders solche Kinder, die die Natur mit allen Sinnen erfahren durften, sich später eher für ihren Erhalt und Schutz engagieren.

Das bedeutet natürlich nicht, dass wir unsere Kinder wahllos wüten und zerstören lassen sollten.
Es bedeutet auch nicht, dass es keine Regeln geben sollte (zum Beispiel in Schutzgebieten oder im Vorgarten der Nachbarn).
Aber es bedeutet, dass ein gewisses Maß an Störung und Zerstörung der Natur zum Bindungsaufbau dazu gehört. Als Beiwerk sozusagen.

Also lassen wir unsere Kinder spielen!

Lassen wir sie in ihrem flow. Nicht immer steckt in ihrem Verhalten das, was wir reininterpretieren. Und schon gar nicht bedeuten abgerupfte Pflanzen oder ein toter Käfer, dass ein Kind keine Wertschätzung für andere Lebewesen empfindet.

Die drei Ameisenleichen meines Kindes konnte ich nicht retten. Wir hatten aber ein tolles Gespräch: Ich habe ihm erzählt, wie wichtig gerade die kleinen Tiere für uns sind. Dass es ohne sie keine Kirschen und keine Erdbeeren gäbe, und dass überall stinkende Kackhaufen rumliegen würden. Das fand er spannend. Ein paar Ameisen sind an dem Tag trotzdem noch gestorben. In seiner geliebten, über alles geliebten Natur.

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