Wie gefährlich sind Zecken für Kinder wirklich?

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Draußen sein, durch Unterholz stromern und barfuß durch dichtes Gras laufen – das alles klingt wunderschön, doch genau dort lauern auch die fiesen kleinen Blutsauger auf uns.

Jeder kennt die Gefahren, die von Zecken ausgehen: FSME und Borreliose. Damit verbunden sind Hirnhautentzündung sowie Erkankung des Nervensystems und der Gelenke. Puh, ganz schön happig also. Was heißt das für dich und deine Kinder wenn ihr in der Natur unterwegs seid? Ist es gefährlich barfuß über eine Wiese zu laufen? Die Kinder im Gebüsch spielen zu lassen? Wie wahrscheinlich ist es, dass sie von einem Zeckenstich (auch „Zeckenbiss“ genannt) krank werden? Hier erfährst du wie gefährlich Zecken für deine Kinder wirklich sind und worauf du achten solltest.

Das Wichtigste in Kürze

  • Zecken können das ganze Jahr über aktiv sein
  • Das Risiko nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken ist besonders für Kinder sehr, sehr gering
  • Obwohl Borreliose viel häufiger vorkommt als FSME, ist auch hier das Risiko gering, besonders wenn du deine Kinder abends gründlich nach Zecken absuchst und sie entfernst
  • Die Vorzüge der Natur für die körperliche und seeliche Entwicklung deines Kindes stehen in keinem Verhältnis zu den Gefahren, die von Zecken ausgehen!

Hinweis: Dieser Artikel wurde von uns am 03. Mai 2020 aktualisiert. Die Kommentare beziehen sich daher ggf. auf eine ältere Version des Artikels. Die Aktualisierungen betreffen vor allem das Thema „Zecken-Repellents“.

Zecken mögen’s kuschelig

Zecken kommen überall dort vor, wo es Pflanzen gibt: im Wald, auf Wiesen, aber auch in Gärten und Parks. Sie lassen sich niemals von oben fallen sondern werden im Vorbeigehen von Grashalmen oder Büschen abgestreift: hier lauern die Zecken in weniger als 1 m Höhe auf ihre nächste Blutmahlzeit (oft sogar nur 10-50 cm über dem Boden).

Normalerweise beginnt die Aktivität der Zecken in Deutschland im März und endet im Oktober. Die durch die Klimaerwärmung immer häufiger auftretenden milden Winter, sorgen allerdings dafür, dass sie das ganze Jahr über aktiv sind.

Damit die Zecken in aller Ruhe Blut saugen können, benötigen sie einen möglichst geschützen Ort und dünne Haut. Sie stechen daher nicht direkt zu, sondern laufen oft eine Stunde oder länger auf der Suche nach einer passenden Einstichstelle auf unserem Körper umher. Besonders beliebte Stellen sind: Haaransatz, hinter den Ohren, Hals, Achselhöhlen, Ellenbeuge, Bauchnabel, Leistenbeuge, Genitalbereich und Kniekehle.

Mehrere Zecken auf einem Pflanzenstängel

Manche Zecken haben FSME und Borreliose im Gepäck

Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind in Deutschland die bedeutendsten von Zecken übertragenen Krankheiten. Wir haben für dich recherchiert und das Wichtigste in Kürze zusammengefasst:

Wie gefährlich ist Borreliose für Kinder?

  • Borreliose entsteht durch eine von Zecken übertragene Bakterieninfektion und ist deutschlandweit verbreitet. Es gibt bisher keinen Impfstoff gegen die Krankheit.
  • Nach einem Zeckenstich dauert es mehr als 12 Stunden bis die Bakterien (Borrelien) übertragen werden. Wird die Zecke vorher sauber entfernt, ist eine Infektion so gut wie ausgeschlossen.1
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind nach einem Zeckenstich Borrelien in sich trägt liegt bei ca. 5 %.2
  • Und in neun von zehn Fällen werden die Erreger von unserem Immunsystem unschädlich gemacht. Ist das nicht der Fall, ist meistens nur die Haut von der Krankheit betroffen („Wanderröte“) . Auswirkungen auf Nervensystem und Gelenke sind sehr selten.3
  • Bei einer Infektion tritt in den meisten Fällen (> 80 %) nach einigen Tagen bis Wochen die typische „Wanderröte“ auf. In diesem Stadium ist die Borreliose mit Antibiotika gut behandelbar. 4

Borreliose ist also eine weit verbreitete und ernst zu nehmende Krankheit. Zu den gefürchteten Nerven- und Gelenkerkrankungen kommt es aber sehr selten. Außerdem kannst du deine Kinder durch gründliches Absuchen nach Zecken, frühzeitiges Entfernen und Beobachten der Einstichstelle sehr gut vor Borreliose schützen.

Wie gefählich ist FSME für Kinder?

Besonders bei Kindern und Jugendlichen verläuft FSME meist ohne oder nur mit milden Symptomen. Schwere Krankheitsverläufe sind selten.


Kommission für Infektionskrankheiten und Impfungen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V.
  • FSME ist eine Viruserkrankung, die in Süddeutschland (v.a. Bayern, Baden-Württemberg) häufiger vorkommt als in anderen Teilen Deutschlands.
  • Anders als Borrelien werden die Viren schon kurz nach dem Zeckenstich übertragen.
  • In Risikogebeiten tragen zwischen 0,1 und 5 % der Zecken die Viren in sich. Die Wahrscheinlichkeit an FSME zu erkranken ist selbst dort sehr gering.5
  • Besonders bei Kindern und Jugendlichen verlaufen Infektionen meist ohne oder nur mit sehr milden Symptomen.6
  • Es gibt die Möglichkeit sich gegen FSME impfen zu lassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für Kinder und Erwachsene, die sich in Risikogebieten viel in der Natur aufhalten.7
  • setzt man FSME in Relation zu anderen Gefahren, wird das Risiko verschwindend gering: 40 an FSME erkrankte stehen 29 000 verkehrsverletzten Kindern und Jugendlichen gegenüber!
Diagramm mit Risiken für Kinder und Jugendliche im Vergleich
Risiken im Vergleich: Anzahl der von Verkehrsunfällen, Krebs und FSME betroffenen < 15-jährigen pro Jahr in Deutschland8 9 10

FSME ist eine seltene Krankheit und schwere Verläufe mit Hirnhautentzündung sind besonders bei Kindern ausgesprochen selten. Wenn ihr in Süddeutschland lebt und du auf Nummer sicher gehen möchtest, kannst du deine Kinder gegen FSME impfen lassen.

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Wer sucht, der findet … und ist so gut wie sicher!

Nun weißt du ganz genau was es mit Borreliose und FMSE auf sich hat und wie hoch das Risiko ist, daran zu erkranken. Doch was bedeutet das nun für dich und deine Kinder, wenn ihr draußen unterwegs seid? Dürfen sie mit kurzen Hosen ins Gebüsch oder besser nicht? Sollen die Schuhe auf der Wiese lieber anbleiben? Hier erfährst du nochmal genau was ihr beachten solltet:

  • auf hellen Klamotten findest du Zecken leichter und kannst sie wegschnipsen bevor sie zustechen
  • lange Hosen und geschlossene Schuhe schützen vor Zecken (besonders wenn ihr die Hosenbeine in die Socken steckt)
  • Zecken-Repellents können Zecken für einige Stunden fernhalten (Achtung: achte hier auf die Kinder-Verträglichkeit der Inhaltsstoffe!). Eine gute Alternative zu chemischen Repellents ist Kokosöl11: seine Wirkung ist zwar etwas schwächer, die Verträglichkeit dafür viel besser.

Diese Vorsichtsmaßnahmen sind einfach umzusetzten und stören deine Kinder in den meisten Fällen auch nicht bei ihren Entdeckungstouren in der Natur. Wenn sie nun spontan Lust bekommen ihre Schuhe auszuziehen, weil die Wiese so einladend aussieht oder wenn es deinen Kindern einfach zu warm für feste Schuhe und lange Hosen ist, dann gilt: lass deine Kinder ihre Erfahrungen machen! Denn die stehen in keinem Verhältnis zu der geringen Gefahr, die von Zecken ausgeht! Zecken sind zwar lästig, aber gefährlich werden sie erst wenn du die folgenden Maßnahmen nicht beachtest:

  • Ganz wichtig: sucht eure Körper gegenseitig sorgfältig nach Zecken ab, wenn ihr wieder zuhause seid und entfernt sie. Achtet dabei besonders auf die oben genannten Lieblingsstellen der Zecken.
  • Nachdem du die Zecke entfernt hast, beobachte die Einstichstelle regelmäßig 2-4 Wochen lang und sei aufmerksam für Hautveränderungen. Die „Wanderröte“ bildet sich meist als ringförmige Hautrötung um den Stich, kann aber auch an anderen Körperstellen auftreten. Dann und/oder wenn dein Kind in dieser Zeit unter grippeähnlichen Symptomen leidet, solltest du mit ihm zum Arzt gehen und den Zeckenstich ansprechen.
  • Falls ihr regelmäßig in FSME-Risikogebieten unterwegs seid, lasst euch doch von einem Arzt über die Impfung beraten. Eine Übersichtskarte dazu findest du hier.

Das solltest du nicht tun:

  • Zecken rausdrehen: der Stechrüssel ist kein Gewinde, sondern hat Widerhaken.
  • Körper der Zecke beim Rausziehen quetschen: dabei erhöht sich das Risiko Krankheitserreger zu übertragen
  • Zecke mit Öl, Klebstoff oder Alkohol behandeln: dabei gerät das Tier unter Stress und das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern erhöht sich auch hier
  • Zecke von einem Arzt untersuchen lassen: laut Robert-Koch-Institut ist es nicht sinnvoll, die Zecke von einem Arzt auf Erreger untersuchen zu lassen, da es nur zu einer vermeintlichen Sicherheit führt
  • deinen Kindern Angst machen: es ist wichtig Kinder über Zecken aufzuklären, ihnen Angst davor zu machen, ist jedoch nicht angemessen. Du riskierst dadurch, dass sie die Natur nicht mehr so frei und unbedarft erkunden und nimmst ihnen womöglich einen wesentlichen Baustein für ihre Entwicklung.

So geht’s: Zecken entfernen Schritt-für-Schritt

  1. Zecke mit einer spitzen Pinzette oder Zeckenkarte (ggf. auch mit den Fingernägeln) möglichst dicht an der Haut am Kopf fassen.
  2. Zecke langsam und gerade rausziehen (nicht drehen!)
  3. Einstichstelle desinfizieren und auf Überreste der Zecke untersuchen. Falls der Stechrüssel in der Haut zurückgeblieben ist, ist das nicht schlimm. Er wird nach einiger Zeit von selbst abgestoßen (wie z.B. ein Splitter).

Fazit

Durch bestimmte Maßnahmen, wie lange, helle Kleidung oder Repellents kannst du das Risiko, dass deine Kinder von einer Zecke gestochen werden verringern. Du musst aber keine Angst davor haben. Das Risiko, dass deine Kinder dadurch an FSME erkranken ist gegenüber anderen Gefahren des Alltags vernachlässigbar und vor Borreliose schützt du deine Kinder am besten, indem du sie zuhause gründlich nach Zecken absuchst, sie sauber entfernst und die Einstichstelle ein paar Wochen lang beobachtest. Damit seid ihr auf einer sehr sicheren Seite. Ausführliche Infos zum Thema findest du auf der Seite des Robert-Koch-Instituts.

Schlussendlich sind die Erfahrungen, die deine Kinder beim freien Rumtoben und Spielen in der Natur mit dir gemeinsam machen unglaublich wertvoll für ihre gesamte Entwicklung und eure Beziehung zueinander. Und dazu gehört eben auch das Kriechen durch Unterholz und Gebüsch oder das Barfußlaufen durch weiches, kühles Gras.

In diesem Sinne – viel Spaß beim Ausbüxen,

Jana

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Quellen

  1. Robert Koch Institut; Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Borreliose; Stand: 14.02.2018
  2. Robert Koch Institut; Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Borreliose; Stand: 14.02.2018
  3. Robert Koch Institut; Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Borreliose; Stand: 14.02.2018
  4. Deutsches Ärzteblatt; Lyme-Borreliose – aktueller Kenntnisstand; Stand: 01.09.2008
  5. Robert Koch Institut; Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken; Stand: 04.02.2019
  6. Deutsche Akademie für Kinder- und Jegendmedizin e.V.; 2012
  7. Robert Koch Institut; Empfehlungen der STIKO 2018/2019; 23.08.2018
  8. Statistisches Bundesamt (Destatis); Kinderunfälle im Straßenverkehr; 29.08.2018
  9. Deutsche Akademie für Kinder- und Jegendmedizin e.V.; 2012
  10. kinderkrebsinfo.de; Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen; Stand: 08.04.2019
  11. Deutsches Ärzteblatt; „Wie man sich vor Zecken schützt“; 2014

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Kommentare (5)

  • Kathrin

    Sich mit Kokosöl mit einem hohen Anteil an Laurinsäure (mind. 50%) eincremen, soll die Zecken auch abhalten und ist sicherlich besser als ein chemisches Spray.
    Wer hat’s schon getestet?

  • Sylvia

    Viele Hunde- und Katzenbesitzer werden der in der Wildnisszene verbreiteten Ansicht, Zecken nicht herauszudrehen widersprechen, so auch ich. Beim Drehen ist noch nie ein Rüssel drin geblieben, beim Ziehen sehr wohl. Und ich ziehe/drehe zur Zeit täglich Zecken….

    • jana Autor

      Liebe Sylvia,
      wir beziehen uns in unserem Artikel auf die offiziellen Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes. Darin heißt es: „(…) Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Möglichst sollte die Zecke dabei nicht gedreht werden (…)“.

      Liebe Grüße, Jana

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