Fuchsbandwurm - 3 Gründe warum ihr bei Waldbeeren unbesorgt zulangen solltet

© Petr Bonek – stock.adobe.com 

„Finger weg von den Beeren, sonst kriegst du den Fuchsbandwurm!“ Das hast du vielleicht, wie viele von uns, als Kind oft gehört. Aber obwohl es den Parasiten wirklich gibt, ist es für eine Infektion vollkommen egal ob du Waldbeeren, Pilze oder Kräuter isst.

Unsere Eltern meinten es natürlich gut damit. Sie wollten uns Kinder einfach nur schützen. Dabei haben sie möglicherweise bewirkt, dass sich diese Angst auch bei dir eingebrannt hat.

Fuchsbandwurm

Der Fuchsbandwurm lebt im Körper von Füchsen und seine Eier werden mit dem Kot ausgeschieden. Durch diese Eier können sich Tiere und in Einzelfällen auch der Mensch infizieren.

Beim Menschen verläuft die Krankheit meistens über 10-15 Jahre unentdeckt, kann aber beim Ausbruch zu schweren organischen Schäden und unbehandelt zum Tod führen.

Heute wo Du selbst Kinder hast, kommen diese Ängste dann vielleicht wieder hoch, wenn es um Beeren, Pilze und Wildkräuter geht. Du bist dir zwar möglicherweise nicht ganz sicher, willst aber auch kein Risiko eingehen. Also lässt du auch deine eigenen Kinder lieber nichts dergleichen im Wald essen.

Hier kommt die gute Nachricht: Ihr dürft einfach zulangen! Es gibt drei gute Gründe warum du das Thema Fuchsbandwurm aus deinem Kopf streichen kannst.

1. Fuchbandwurm ist selten, extrem selten

Laut Robert-Koch-Institut gibt es im Jahr gerade einmal 30 Fälle1. Dreißig. Das ist wirklich sehr wenig. Zum Vergleich: Von einem Blitz getroffen werden ungefähr 250 Menschen pro Jahr und im Staßenverkehr gibt es jedes Jahr fast 400.000 Verletzte.

Wir überlegen uns zu Recht vor welchen Gefahren wir unsere Kinder schützen sollten. Dabei hilft der Blick in die Statistik wirklich enorm. Denn natürlich macht es Sinn, dein Kind beim Radfahren einen Sturzhelm tragen zu lassen. Aber eine Fuchsbandwurm-Infektion ist so unwahrscheinlich, dass es dich schon allein deshalb nicht jucken muss.

Übrigens sind unter diesen 30 Unglücklichen quasi keine Kinder, weil deren Immunsystem meist sehr stark ist2.

2. Es gibt keine Belege, dass Beeren und Pilze bei der Übertragung eine Rolle spielen.

Vielleicht denkst du jetzt: „Klar eine Infektion ist sehr unwahrscheinlich, aber trotzdem soll mein Kind ja nicht zu diesen wenigen Betroffenen gehören“ . Dann lass dir gesagt sein: Ob ihr im Wald Beeren und Pilze esst, macht keinen Unterschied. Es gab noch niemanden der diesen Zusammenhang wirklich herstellen konnte. Schon 2004 kam zum Beispiel eine Studie zum Schluss das sei „kein bedeutender Risikofaktor“3.

Auf Basis von Folklore und überlieferten Ängsten brauchen wir uns daher nicht verrückt zu machen. Dass schon Generationen vor uns daran glaubten, macht es keinen Deut wahrer. Anders als bei Zecken, hast du einfach keinen maßgeblichen Einfluss auf die Infektion.

Statistische Auffälligkeiten bei den Infizierten gibt es übrigens schon: So sind zum Beispiel Jäger etwas stärker betroffen und auch Menschen die engen Kontakt mit jagdfreudigen Hunden haben.

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3. Ihr nehmt euch den Spaß, direkt im Wald zu naschen.

Kommen wir zum wichtigsten Punkt. Indem ihr auf Waldfrüchte verzichtet, nimmst du dir und deinen Kindern die Freude an einem ganz besonderen Erlebnis. Für die Entwicklung der Kleinen ist es nämlich wichtig den Wald nicht nur zu bestaunen, sondern ihn mit allen Sinnen zu erleben. Sie wollen hören, spüren, riechen und eben auch schmecken. Wie großartig ist es, wenn ihr unterwegs seid und einer plötzlich Brombeeren entdeckt. Alle können lospflücken was das Zeug hält und mampfen bis die Münder rot sind. Solche Tage bleiben für euch alle unvergesslich.

Fazit

Nahaufnahme von Kindern, die frisch gepflückte Beeren in ihren Händen halten.
© Lyosha Nazarenko – stock.adobe.com

Natürlich ist es wichtig, die tatsächlichen Gefahren für deine Kinder zu verringern. Es gibt bestimmt viele Bereiche wo Eltern zu leichtsinnig sind. Genauso wichtig ist es aber auch, dich nicht mit vermeintlichen Gefahren verrückt zu machen. Auch das ist die Verantwortung, die wir als Eltern tragen.

Beim Fuchsbandwurm ist die Sache eindeutig: Wenn man überhaupt Tipps geben kann, dann nur deinen Hund regelmäßig zu entwurmen und Abstand zu Tierkadavern zu halten. Das ist’s aber auch schon. Ob ihr massenweise Waldbeeren, Pilze und Kräuter verdrückt ist vollkommen egal.

Also geht raus, stürzt euch in’s Abenteuer und vielleicht findet ihr ja auch schon die ein oder andere Leckerei. Jetzt im Mai habt ihr zum Beispiel Chancen auf frischen Waldmeister zu stoßen. Hier verraten wir euch wie ihr den zu leckeren alkoholfreier Bowle verarbeiten könnt.

In diesem Sinne – viel Spaß beim Ausbüxen,

Patrick

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Quellen

  1. Robert Koch Institut; Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2017; Stand: 1.3.2019
  2. Robert Koch Institut; Ratgeber Echinokokkose; Stand 19.4.2019
  3. Kern, P, et al ;Risk Factors for Alveolar Echinococcosis in Humans; 10.12.2004

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Kommentare (4)

  • Ursula Weiler

    Hallo Ihr Beiden;
    es hatte mich gefreut Euch am Moselufer die Tage bei einem Spaziergang zu treffen.
    ( Trommelbekantschaft)
    Ich weiß natürlich nicht wie Ihr in Euren Berichten ansonsten mit dem Thema Kräuter, Pilze und Beeren umgeht. Aber man sollte sich wirklich gut damit auskennen und Kindern nicht zu sehr den Respekt vor der Natur zu nehmen : Nicht alles ist essbar!!
    Mit dem Fuchsbandwurm habt Ihr sicherlich recht.
    Gerade Pilze und Beeren könnten bitter enden.
    Weiterhin fröhliche Frühlingstage in der Natur.
    Ursula Weiler

    • Paddy Autor

      Hi Ursula,
      wir haben uns auch gefreut euch zu treffen ????.
      Danke für Deine Hinweise. Ich hatte in der Tat in der ersten Version dieses Artikels einen allgemeineren Absatz zum Thema „Dinge im Wald essen“ drin. Ich habe ihn dann aber doch raus gelassen, weil das nicht so zu diesem speziellen Artikel passte. Aber in der Zukunft werden wir bestimmt noch mal einen Beitrag zum Thema „giftige Pflanzen“ schreiben.
      Liebe Grüße
      Paddy

  • Martina Puschmann,

    Toll, toll ich als Camperkind (64) zehre heute noch von den Gedanken und Erlebnissen meiner Kindheit. Ein einfacher, fast wilder Campingplatz in Holland, Zuidersee mit einfachen Waschanlagen und Klo ohne Schick-Miki. Totale Freiheit!!! Wasser, Strand, Schilf. Wir haben im ca. 2-Wochenabstand dort mit anderen Familien mit Kindern Wochenenden verbracht in den 60ern. Nur mal zum Essen mit Trillerpfeife erinnert flogen wir schnell ein. Alles zwanglos. Abends saßen wir am Lagerfeuer. Die Eltern erzählten noch, wachten wir Kinder auf liefen wir vom Zelt über nassen Sandgrasboden dorthin, kuschelten bei den Eltern und wurden dann irgendwann in der Nacht ins Zelt zurück getragen… Eine geile Zeit, die prägt. Heute ist nur noch Angst, übertriebene Hygiene und Fürsorge. So schade das viele sich nicht trauen. PS: GANZ TOLL UND WUNDERSCHÖN, DASS IHR AUFZEIGT, DASS ES GEHT UND SPASS MACHT. WEITERHIN GUTES GELINGEN.

    • jana

      Liebe Martina,
      danke für die schönen, eindrucksvollen Beschreibungen deiner Kindheitserfahrungen in der Natur. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dich das bis heute prägt. Genau das wünschen wir uns auch für die Kinder und Eltern heute. Danke dir und liebe Grüße, Jana

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